Die Integrative Atemtherapie gehört zu den Methoden der Selbsterfahrung, die in den letzten Jahrzehnten eine große Beachtung und Zulauf fand. Es hat sich in den gut 40 Jahren seit seiner Entdeckung durch Leonard Orr - der ihr die Bezeichnung "Rebirthing" gab - in geradezu atemberaubenden Tempo zu einer der wirkungsvollsten, fundiertesten und umfassendsten Therapieform der heutigen Zeit entwickelt.
In allen Kulturen und zu allen Zeiten galt die Atmung als wichtigste Lebensfunktion des menschlichen Körpers. Der Mensch war tot, wenn er aufhörte zu atmen. Mit Ausnahme der modernen westlichen Welt bedeutete Atmen in allen Kulturen mehr, als nur einfach instinktiv die Bedürfnisse des Körpers nach Sauerstoff zu erfüllen. Seit Jahrtausenden wissen die Menschen, dass bewußtes, kontrolliertes Atmen gezielt eingesetzt werden kann, um die geistigen und körperlichen Kräfte zu stärken. Spezielle Atemtechniken wurden entwickelt, um die alltäglichen Grenzen unserer körperlichen und geistigen Möglichkeiten zu überwinden. Diese Art zu atmen geht auf alte schamanische Praktiken für erweitertes, ganzheitliches Bewusstsein und Heilung zurück. Wir lernen nicht nur Luft, sondern Lebensenergie (Prana/Odem) zu atmen, was uns wieder mit den Bausteinen allen Lebens, dem Wesenhaften der Elemente und der göttlichen Ordnung oder Matrix verbindet. Durch regelmässiges Praktizieren wird das bewusste Atmen zu einem Entwicklungsweg, der durch den Aufbau von Lebensenergie unser Bewusstsein und die Perspektive des Lebens- auch bezüglich der Fragen „woher komme ich und wohin gehe ich?“-erweitert und zu Heilung und Meditation führt.
Das Rebirthing, in seiner Weiterentwicklung auch "Integrative Atemtherapie", "Verbundener Atem" oder "Energieatmen" genannt, ist eine solche spezielle Atemtechnik. Man atmet dabei ähnlich entspannt, verbunden und umfassend, wie es die meisten Leute im Tiefschlaf tun. Dieses Atemmuster löst körperlich und seelisch einen natürlichen Reinigungsprozess aus. Die Kombination von tiefer Entspannung, Offenheit von Körper und Geist und einem erhöhten Sauerstoffangebot kann viele Blockaden lösen, die den natürlichen Kreislauf in unserem Körper behindern.
Die Atemtechnik beim Rebirthing hat sich als wirkungsvoll erwiesen, wenn es darum geht, wieder Zugang zu alten Erinnerungen zu finden. Bevor unser Gehirn voll entwickelt war, wurden Erinnerungen als physische Empfindungen in verschiedenen Zellen unseres Körpers registriert und gespeichert.
Diese sehr frühen Erinnerungen sind unserem Verstand nicht zugänglich, denn sie haben sich nicht unserem Gehirn eingeprägt, sondern nur den jeweiligen Körperteilen, die an der ursprünglichen Erfahrung beteiligt waren. Jeder Gedanke und jedes Gefühl stellt eine Form von Energie dar – und kann durch den Atem wieder reaktiviert und erfahrbar gemacht werden.
Erreicht wird diese Stimulation durch kreisförmiges Atmen in vollkommener Entspannung. Sie ermöglicht es den blockierten Erinnerungen, wieder an die Oberfläche zu kommen. Solche blockierten Erinnerungen sind mit Ereignissen verknüpft, die aus irgendeinem Grund nicht verarbeitet und integriert werden konnten; sie wurden einfach ins Unbewußte verdrängt. Mit Rebirthing können diese Blockaden gelöst, mit unserem heutigen Bewußstsein verarbeitet und anschließend integriert, d.h. bejahend angenommen werden, so dass sie uns in unserem vollen Lebensausdruck nicht mehr behindern.
Die Entwicklung von Rebirthing und Integrativer Atemtherapie
Rebirthing wurde in den frühen siebziger Jahren in den USA entwickelt, hauptsächlich von Leonhard Orr. Er hat dazu mit verschiedenen Atemmustern experimentiert und ihre Auswirkungen auf Körper und Seele untersucht.
Orr hat ursprünglich keine systematische psychologische Forschung betrieben, sondern war auf der Suche nach "Methoden, sich selbst zu verbessern". Er entdeckte, dass das kreisförmige Atmen (Aus- und Einatmen ohne Pause) lebhafte Erinnerungen an seine eigene Geburt und andere traumatische Ereignisse auslösten. Später begann er, andere zu lehren, wie sie diese Erfahrungen selbst machen konnten und stellte fest, dass die meisten Menschen genauso reagierten wie er selbst. Wegen der immer wiederkehrenden Geburtserlebnisse, bzw. eines Gefühls von "Wie neu geboren werden", wurde die Methode als Rebirthing bekannt.
Anfangs führte Orr alle Atemübungen im warmen Wasser durch, weil er dachte, Wasser sei ein wichtiger Bestandteil der Erfahrung. Mit der Zeit stellte er aber fest, das "trockene Sitzungen" zum gleichen Ergebnis führten.
Leonard Orr entdeckte weiterhin, dass nach einer Reihe von Atemsitzungen im Laufe der Zeit die starken emotionalen Reaktionen verschwanden, wenn es der betreffenden Person gelang, die Auswirkungen der traumatischen Erfahrungen zu verstehen. Dieser Prozess wurde später als Integration bezeichnet und ist ein wichtiges Element des Rebirthing. Die Integration, das bejahende Annehmen, führt nicht nur dazu, dass die traumatischen Reaktionen verschwinden, sondern sie löst auch alle Verhaltensmuster auf, die damit verbunden sind.
Die Integrative Atemtherapie
Die integrative Atemtherapie basiert auf den Grundlagen des Rebirthing, hat sich seit den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts aber als eigener Weg etabliert. War und ist für Leonard Orr die von ihm entwickelte Atemtechnik des Rebirthing vor allem ein Mittel zur spirituellen Weiterentwicklung, so sahen mehr und mehr Anwender und Therapeuten das immense Potential im therapeutischen Kontext. Weltweit haben sich die Integrativen Atemtherapeuten in der International Breathwork Foundation (IBF) zusammen geschlossen
In Deutschland hat vor allem das Institut für Ganzheitlich Integrative Atemtherapie großen Anteil an der Weiterentwicklung dieser Methode. Die Holländer Tilke Plateel-Deur und Hans Mensink lernten 1979 in den Vereinigten Staaten die Arbeit von Leonard Orr kennen. Seine Rebirthing-Therapie beeindruckte sie durch ihre Einfachheit und Wirksamkeit. Im Laufe der Jahre und durch die Erfahrung mit sehr vielen, länger dauernden Wachstumsprozessen haben sie diese Methode immer weiter verfeinert. Sie ließen sich dabei ebenso durch neuere Entwicklungen in der Humanistischen und Transpersonalen Psychologie inspirieren wie durch die jahrtausendealte Tradition der Mystik im Osten.Nach und nach verstanden Sie immer mehr, daß jeder Mensch in einer Atmosphäre von Aufmerksamkeit, Liebe und Respekt wieder seines wirklichen Wesens, seiner Essenz, bewußt werden kann und damit schließlich der Aufgabe seines Lebens. Dies äußert sich auf eine natürliche Weise in Kreativität, in erfüllten persönlichen Beziehungen und in einer sinnvollen Arbeit. Seit 1982 begannen sie ihre Erfahrungen in einer dreijährigen Ausbildung zum Integrativen Atemtherapeuten an andere zu vermitteln.(Ralf Lieder, Qualified Rebirther und Ganzheitlich Integrativer Atemtherapeut)
Beim Integrativen Atmen geht es nicht um das Verstehen warum ist etwas?) sondern um das Erleben, das WIE?
WIE wirkt sich das Erlebte/meine Vergangenheit noch immer auf mein jetziges Leben und meinen Alltag aus?
Es bewegt sich über das lineare Denken von Ursache und Wirkung, Problem und Lösung weit hinaus zum akzeptierenden Wahrnehmen und Fühlen von dem, was ist. Durch die Verbindung mit dem Ursprung allen Lebens, ermöglicht es uns, dem Leben aus unserer Mitte neu auf einzigartige Weise zu begegnen und es schöpferisch zu gestalten.